Melk, Cod. 662, fol. 139r
Johannes Schlitpacher

Johannes Schlitpacher1 wurde 1403 im oberbayerischen Schongau geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wuchs er im nahe gelegenen Weilheim bei Verwandten auf, was ihm auch den Beinamen Johannes Schlitpacher von Weilheim einbrachte. Nach dem Besuch von Schulen in Schongau und Ulm immatrikulierte er sich 1424 an der Universität Wien, wo er ab 1429 als magister regens unterrichtete. 1434 übernahm er den Unterricht der Novizen im Benediktinerstift Melk, wo er 1436 seine Profeß ablegte. Er engagierte sich in besonderem Maße für die Erneuerungsbewegung und wurde in den folgenden Jahrzehnten für Visitationen in mehr als 50 Klöster geschickt, darunter St. Ulrich und Afra in Augsburg, Ettal, Göttweig, Kleinmariazell und Ebersberg. In Melk übernahm er 1458/59 das Amt des Priors. Nach zahlreichen weiteren Reisen in umliegende Klöster starb er 1482 in seinem Heimatkloster Melk.

Zu seinen Kontakten gehörten Konrad von Geisenfeld, Bernhard von Waging, Johannes Keck, Vinzenz von Aggsbach, Marquard Sprenger, Nikolaus von Kues und Hieronymus von Mondsee.

Im Zentrum von Schlitpachers Schriften steht die monastische Reform. Und so verfasste er neben mehreren Regelkommentaren Predigten, Briefe, Gedichte und zahlreiche Gelegenheitsschriften, deren gemeinsames Anliegen die Erneuerung der monastischen Disziplin und Spiritualität, die Vermittlung von Wissen und theologischer Bildung und die geistige Unterweisung sind.2

In seiner Rolle als Novizenlehrer hat Schlitpacher mehrere didaktische Schriften verfasst, zu welchen das hier vorgestellte Memoriale vitae sancti Benedicti in drei Fassungen – latius, brevius, brevissimum – gehört.


1 Zu Johannes Schlitpacher siehe vor allem Worstbrock, Josef, Art. Schlitpacher, Johannes, in Verfasserlexikon. Die deutsche Literatur des Mittelalters Bd. 8 (1992), Sp. 727-748. Außerdem Bruck, Meta Profesbuch des Klosters Melk. 1. Teil 1418 – 1452. Die Abte von 1418 – 1483, in: Stift Melk. Geschichte und Gegenwart 4 (1985), S. 79 – 202, bes. 161-177. Siehe auch Vollmann, Benedikt Konrad, Schlitpacher (Slitpacher, Schlickpacher, Schlippacher, Johannes de Weilheim), Johann (Johannes). In: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 93 f. https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00019558/images/index.html?seite=113

2 Eine Übersicht über seine Werke bieten Bruck, Professbuch (wie Anm. 1) 165 – 172 und Worstbrock, Art. Johannes Schlitpacher (wie Anm. 1), Sp. 730 – 747. Werkverzeichnisse befinden sich auch im Anschluss an Schlitpachers Autobiographie (gedruckt bei Bernhard Pez, Bibliotheca-ascetica antiquo-nova Vol. 8 (1725), 631 – 640) und bei Martin Kropf, Bibliotheca Mellicensis Sev Vitae, Et Scripta Inde A Sexcentis Et Eo Amplivs Annis Benedictinorvm Mellicensivm, Wien 1747, 390 – 434, wobei Kropf auch die Handschriften aufführt, die Schlitpacher zusammengestellt und eigens geschrieben hat.